2013 Berlin
5. Juli 2013
Das Programm der Übung „Das Russische Berlin - Russische Emigranten in Deutschland in den 1920er Jahren“ umfasste eine dreitägige Exkursion nach Berlin. Zu dieser versammelten sich die 10 Teilnehmer unter der Leitung von Frau Laura Ritter am Morgen des 5. Juli am Freiburger Hauptbahnhof. In Berlin angekommen, checkten wir ins Grand Hostel Berlin ein. Danach begann der wissenschaftliche Teil der Exkursion mit einer Führung von zwei Teilnehmern durch das ehemalige Scheunenviertel. Das am heutigen Rosa-Luxemburg-Platz gelegene Viertel war seit dem Ende des 19. Jahrhunderts Zentrum und Anlaufpunkt der ostjüdischen Migranten, von denen viele vor den Pogromen in Osteuropa geflohen waren. Obwohl im heutigen Stadtbild nicht mehr viel auf das damalige Arbeiterviertel hindeutet, gelang es der Referatsgruppe mit Hilfe von historischen Fotografien Eindrücke des Stadtbildes und des jüdischen Lebens im Scheunenviertel zu vermitteln.
Anschließend beendeten wir das Programm des ersten Tages durch einen Besuch des sowjetischen Ehrenmals im Treptower Park. Als eines von drei sowjetischen Ehrenmahlen in Berlin beeindruckte uns die Anlage vor allem durch ihre Weitläufigkeit und das 30m hohe Siegesmonument „Der Befreier“. Eindringlich wurde uns hier die sowjetische Erinnerungskultur an den Zweiten Weltkrieg vor Augen geführt, denn die Hauptanlage des Ehrenmals besteht aus einem Gräberfeld. Es ist zwar symbolisch durch 16 Sarkophage stilisiert, dennoch sind dort tatsächlich über 7.000 sowjetische Soldaten begraben. Nach diesem Besuch stand der Abend den Exkursionsteilnehmern zur freien Verfügung.
6. Juli 2013
Das Programm am 6. Juli begann um 11.00 Uhr mit einer Führung durch das Russische Berlin der 1920er Jahre. Der Berliner Autor Wolfgang Feyerabend veranstaltet diese literaturwissenschaftlichen Führungen durch das ehemalige „Charlottengrad“. Wolfgang Feyerabend stellte uns die Stadt mit dem Fokus auf die exilrussische Literatur der 1920er Jahre vor, was wir zuvor auch schon in der Übung ausgearbeitet hatten. Das Gebiet zwischen dem Nollendorfplatz und dem Kurfürstendamm stellte in den 1920er Jahren nicht nur für russische, sondern auch für französische und natürlich deutsche Schriftsteller und Künstler eine wichtige Wirkungsstätte dar. Leider konzentrierte Herr Feyerabend sich nicht ausschließlich auf die russischen Emigranten, so dass die Führung sehr ausführlich wurde. Dennoch bot uns dieser Stadtrundgang die Möglichkeit zumindest eine Ahnung vom Zentrum der russischen Emigration in den 1920er Jahren zu bekommen.
Der zweite Teil des Tagesprogramms führte uns nach einem kurzen Imbiss nach Potsdam. Dort besuchten wir die „Russische Kolonie Aleksandrowa“. Bei diesem Dorf im Norden Potsdams handelt es sich um eine 1827 vom preußischen König Friedrich Wilhelm III. errichtete Siedlung für die letzten 12 Sänger seines ursprünglich 62-köpfigen russischen Soldatenchores. Die Siedlung selbst setzt sich aus insgesamt 12 Gehöften – in einer eher preußischen Interpretation russischer Architektur – und der russisch-orthodoxen Alexander-Newski-Kirche zusammen. Ein Kurzreferat zweier Teilnehmerinnen brachte uns die historischen Hintergründe nahe, und nach einem Besuch der Kirche kehrten wir nach Berlin zurück und beendeten den Abend mit einem gemeinsamen Essen.
7. Juli 2013
Aufgrund der langen Rückreise beinhaltete das Programm des 7. Juli nur einen Programmpunkt: den Besuch des Deutsch-Russischen Museums Berlin-Karlshorst. Das Museum wurde bereits in der DDR im ehemaligen Sitz der sowjetischen Militäradministration in Deutschland eröffnet. Dies ist gleichzeitig der Ort, an dem die bedingungslose Kapitulation am 8. und 9. Mai unterzeichnet wurde. Nachdem wir die historischen Räumlichkeiten besichtigt hatten, bekamen wir eine sehr ausführliche und informationsreiche Führung durch die 2013 neu eröffnete Dauerausstellung über den Vernichtungskrieg Deutschlands gegen die Sowjetunion, wodurch das oftmals schwierige Verhältnis der beiden Länder verdeutlicht wurde. Gleichzeitig wurde uns die zweite Ausstellungsebene nähergebracht: Exponate aus der Zeit der DDR wurden ebenfalls in die neu konzipierte Ausstellung integriert, so dass man die Entwicklungen von Erinnerungskultur innerhalb des Deutsch-Russischen Museums gut nachvollziehen konnte.
Nach dieser Führung traten wir die Rückreise an und trafen nach einer turbulenten Bahnfahrt gegen Abend in Freiburg ein.
Bericht:
Jan Wroblewski
Laura Ritter